Filmreihe
Die sechs deutschen Erstaufführungen sind so ausgewählt, dass sie auch die inhaltliche Bandbreite der aktuellen italienischen Filmproduktion zeigen, wobei das Augenmerk auf dem engagierten Autorenkino liegt. Eine Neuerung gibt es: Auch bei Cinema Italia hält das digitale Zeitalter Einzug. Die Tournee 2013 wird erstmals rein mit digitalen Filmkopien durchgeführt. Für Sie als Zuschauer bringt das noch bessere Bild- und Tonqualität und für die Kinos eine größere Flexibilität bei der Programmierung. In jedem Fall sind wir gespannt auf Ihre Meinung zu den ausgewählten Filmen – in den Kinos liegen die Stimmkarten aus. Denn mit Ihren Stimmen wird der Lieblingsfilm der Tournee gewählt, der dann im Dezember zum Abschluss den Cinema Italia-Publikumspreis erhält.
Donnerstag, 12. September, 18.30 Uhr
»Bellas Mariposas« / »Schöne Schmetterlinge«
Buch und Regie: Salvatore Mereu
Darsteller: Sara Podda (Cate), Maya Mulas (Luna), Davide Todde (Gigi), Micaela Ramazzotti (Aleni), Luciano Currelli, Anna Karina Dyatlyk
Italien 2013, 100 Minuten, OmU
Caterina ist zwölf und lebt mit Eltern und zahlreichen Geschwistern in einer Hochhaussiedlung am Stadtrand von Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens. Die Wohnung ist klein, die Patchwork-Familie chaotisch und der arbeitslose Vater ein Tyrann. Das alles stört Caterina nicht übermäßig. Sie beobachtet ihre Umgebung genau, zieht ihre eigenen Schlüsse und wendet sich auch gerne direkt ans Publikum. Im übrigen will sie Rockstar werden. Dann sind da noch ihre beste gleichaltrige Freundin Luna – und Gigi, der unbeholfene Junge von nebenan, der von allen gemobbt wird. An einem heißen Augusttag fahren die beiden Mädchen mit dem Bus ans Meer, baden, essen viel Eis und fühlen sich wie schöne Schmetterlinge. Doch dann müssen sie Gigi vor Caterinas großem Bruder Toni beschützen. Die Ereignisse überschlagen sich, als auch die Polizei, eine Theatertruppe und eine geheimnisvolle Wahrsagerin in die Sache verwickelt werden…
Bellas mariposas ist eine echte Entdeckung, ein Film, der mühelos drastischen Sozialrealismus, jugendliche Unbekümmertheit und fantastische Elemente à la Fellini zu verbinden weiß. Und er hat mit Caterina eine Protagonistin mit eigenwilligem Charme, großartig verkörpert von der jungen Sara Podda, die sich von überhaupt gar nichts unterkriegen lässt.
Freitag, 13. September und Sonntag, 15. September, 18.30 Uhr
»Viva la libertà« / »Es lebe die Freiheit«
Regie: Roberto Andò
Darsteller: Toni Servillo (Enrico Oliveri/Giovanni Ernani), Valerio Mastandrea (Andrea Bottini), Valeria Bruni Tedeschi (Danielle), Michela Cescon (Anna), Anna Bonaiuto
Italien 2013, 94 Minuten, OmU
Enrico Oliveri, Chef der wichtigsten italienischen Oppositionspartei, steckt voll in der Krise. Zermürbt von miesen Umfragewerten und politischen Intrigen setzt er sich eines Nachts heimlich ab nach Paris, zu seiner ehemaligen Geliebten Danielle. Große Aufregung im Führungszirkel der Partei: keiner weiß, wo Oliveri geblieben ist. Da hat dessen engster Mitarbeiter Andrea Bottini eine geniale Idee: er ruft Enricos Zwillingsbruder Giovanni zu Hilfe, einen exzentrischen Philosophen, der die Stelle des Verschollenen übernehmen soll. Mit überraschenden Folgen. Giovanni findet Spaß an der Sache und mischt die italienische Politik gehörig auf. Und nicht nur das: selbst die deutsche Kanzlerin kann sich seinem skurrilen Charme nicht entziehen…
Eine brillante und umwerfend komische Satire mit Starbesetzung, in der besonders Toni Servillo (Il divo) in Doppelrolle glänzt. Nominiert für zwölf italienische Filmpreise, darunter Bester Film, Bestes Drehbuch und Bester Hauptdarsteller.
Samstag, 14. September, 18.30 Uhr
»Il rosso e il blu« / »Rot und Blau«
Regie: Giuseppe Piccioni
Darsteller: Margherita Buy (Direktorin), Riccardo Scamarcio (Lehrer Giovanni Prezioso), Roberto Herlitzka (Lehrer Fiorito), Silvia D’Amico (Angela Mordini)
Italien 2012, 98 Minuten, OmU
Eine ganz normale Schule in Rom, in der die unterschiedlichsten Charaktere, Lehrer wie Schüler, aufeinandertreffen. Die strenge Direktorin sieht sich zu ihrem Entsetzen gezwungen, sich um einen 14jährigen Klassenclown zu kümmern, dessen Mutter plötzlich verschwunden ist. Die idealistischen Vorsätze eines jungen Aushilfslehrers drohen rasch am rauen Schulalltag zu zerschellen. Der alternde, zynisch gewordene Kunstlehrer erlebt eine Begegnung mit einer ehemaligen Schülerin, die sein Weltbild verändert. Und ein Junge aus Rumänien fordert gemeinsam mit seiner etwas ausgeflippten Freundin ein Schicksal heraus, das ihnen von den Erwachsenen bereits vorherbestimmt zu sein scheint.
Überraschungen und Versuchungen, Hoffnungen und Enttäuschungen – auf unterhaltsame Weise zeigt Altmeister Giuseppe Piccioni (Nicht von dieser Welt, Giulia geht abends nie aus) den Mikrokosmos der Schule als Spiegelbild des Lebens. Mit Stars wie Margherita Buy (Le fate ignoranti), Roberto Herlitzka und Riccardo Scamarcio (Männer al dente) im Lehrerzimmer hat er dabei ein Spitzen-Ensemble zur Verfügung, dem die jugendlichen Darsteller der Schüler kaum nachstehen.
Montag, 16. September, 18.30 Uhr
»L’intervallo« / »Die Pause«
Regie: Leonardo Di Costanzo
Darsteller: Francesca Riso (Veronica), Alessio Gallo (Salvatore), Carmine Paternoster, Salvatore Ruocco, Antonio Buil, Jean-Yves Morard
Italien 2012, 90 Minuten, OmU
Eine Vorstadt von Neapel: Salvatore ist 15 und verkauft auf der Straße Eis und Getränke. Eines Tages bittet ihn einer der Camorra-Gangster des Viertels um einen Gefallen: er soll auf ein Mädchen aufpassen, das von der Camorra in einem verlassenen Gebäude festgehalten wird. Salvatore begreift sofort, dass man einer solchen „Bitte“ besser Folge leistet. Und so spielt er einen Tag lang Gefängniswärter für die 17jährige Veronica, von der er gar nicht weiß, was sie eigentlich getan hat. Trotz gegenseitigen Misstrauens kommen die beiden Jugendlichen sich im Lauf des Tages näher. Sie reden, erfinden Spiele, das riesige baufällige Gebäude wird zum Abenteuerland. Doch beide wissen: die Gangster werden zurückkommen.
Das Spielfilmdebut von Leonardo di Costanzo wurde beim Filmfestival von Venedig 2012 mit dem Preis der internationalen Filmkritik ausgezeichnet. Es ist die zutiefst bewegende Geschichte zweier jugendlicher Außenseiter, die sich für einen Tag aus einer Realität fortträumen, die vollständig vom Zugriff der Camorra beherrscht zu sein scheint. Ein Film, der noch lange nachwirkt.
Dienstag, 17. September, 18.30 Uhr
»Tutti i santi giorni« / »Tagein Tagaus«
Regie: Paolo Virzì
Darsteller: Luca Marinelli (Guido), Thony (Antonia), Micol Azzurro (Patrizia), Claudio Palitto (Marcello), Stefania Felicioli (Gynäkologin)
Italien 2012, 102 Minuten, OmU
Guido liebt antike Sprachen, frühchristliche Heilige und arbeitet als Nachtportier in einem Hotel. Antonia ist Angestellte in einem Autoverleih, sieht sich aber als Musikerin und singt abends in Bars. Zwei ganz unterschiedliche Charaktere, die sich lieben. Nur ein kleines Problem gibt es: die beiden wünschen sich ein Kind. Doch die Zeit vergeht und das ersehnte Baby kommt einfach nicht. Die Nachfragen von Eltern und Freunden werden drängender, Fruchtbarkeitstests, modernste Reproduktionstechniken und berühmte Ärzte kommen zum Einsatz.
Wird Guidos und Antonias Beziehung diesem Druck standhalten?
Paolo Virzìs neuer Film erzählt mit leichter Hand nicht nur vom Kinderwunsch, sondern auch von den ganz normalen Problemen des Alltags und einer großen Liebe. Und er hat zwei sympathische junge Hauptdarsteller, die mühelos die Herzen der Zuschauer gewinnen.
Mittwoch, 18. September, 18.30 Uhr
»Reality«
Regie: Matteo Garrone
Darsteller: Aniello Arena (Luciano), Loredana Simioli (Maria), Nando Paone (Michele), Graziella Marina, Nello Iorio, Nunzia Schiano, Claudia Gerini, Raffaele Ferrante
Italien 2012, 115 Minuten, OmU
Luciano hat einen Fischstand mitten in Neapel, macht manchmal krumme Geschäfte und ist ansonsten ein geborener Spaßvogel, der gerne vor seinen Kunden und seiner vielköpfigen Verwandtschaft die Stimmungskanone gibt. Bald sind sich alle einig: „Du gehörst ins Fernsehen!“ Angestachelt von seinen Angehörigen nimmt Luciano am Casting für eine Reality-Show à la Big Brother teil. Aber sein Traum entwickelt sich schnell zu einer echten Besessenheit, die ihn und seine Familie zu verschlingen droht.
Der neue Film von „Gomorrha“-Regisseur Matteo Garrone ist eine grandios-wilde Achterbahnfahrt durch das italienische Showbusiness und die italienische Volksseele. Garrones fulminante Abrechnung mit Lug und Trug, schönem Schein und grotesken Medienspektakeln im Italien Berlusconis wurde ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Filmfestspiele Cannes 2012.
Gesamtübersicht: http://www.theatiner-film.de/th/index.php?p=4405
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