„Wilde Heuristik“
Gespräch über Pasolinis Dichtung und ihre Übersetzung ins Deutsche
mit Theresia Prammer und Fabien Vitali
In italienischer Sprache
Lesung der Gedichte in italienischer und deutscher Sprache
Im Werk Pier Paolo Pasolini fällt der Dichtung eine besonders wichtige Rolle zu. Nicht nur hat Pasolini, seit der Veröffentlichung einer kleinen Ausgabe mit Gedichten in friulanischem Dialekt, „Poesie a Casarsa“ (1942), bis zur kurz vor dem Tod veröffentlichten Sammlung „La nuova gioventù“ (1975) nie aufgehört, als Dichter aktiv zu sein, so dass er seiner Nachwelt ein umfassendes lyrisches Werk hinterlassen hat, das bis heute, wie Pier Vincenzo Mengaldo meinte, »schwer einzuordnen« ist.
Auch nimmt die Poesie, im weiteren Sinn, eine auch in seiner Kulturkritik zentrale Funktion ein: Auch in seinen „Freibeuteressays“
ist stets eine „symbolische Variabel“ wirksam, die seine Aussagen, trotz ihrer antikapitalistischen Grundstimmung, einer ideologischen Eindeutigkeit entziehen. In seiner zuletzt immer stärkeren Hinwendung zu allegorischen Verfahren, auch im Film (Porcile, Salò) und im Roman (Petrolio), lässt sich Pasolinis Suche nach Möglichkeitsräumen erkennen, die sich dem pragmatischen Wirklichkeitsmodell der Bourgeoisie entziehen.
Im Rahmen der LMU-Tagung „Pasolini fu una luce“ anlässlich von Pasolinis 100-jährigen Geburtstags, spricht Theresia Prammer, Autorin einer umfassenden deutschen Übersetzung von Pasolinis Lyrik, über dessen dichterische Erfahrungen. Ausgehend von der Lektüre ausgewählter Gedichte, wird Fabien Vitali, Herausgeber der Gespräche Pasolinis mit dem jüdischen Filmjournalisten Gideon Bachmann, Theresia Prammer in ein Gespräch verwickeln: über die Bedeutung des dichterischen Werks von Pasolini, über das Verhältnis von Dichtung und Politik, über die Schwierigkeit der Übersetzung von Pasolinis dichterischen »Vibratilität« (Andrea Zanzotto).
Theresia Prammer, geboren in Niederösterreich, lebt als Essayistin, Herausgeberin und Übersetzerin in Berlin. Veröffentlichungen zur Poesie der Gegenwart und zur literarischen Übersetzung. 2005 erschien der Band „Lesarten der Sprache. Andrea Zanzotto in deutschen Übersetzungen“ (Königshausen & Neumann); 2009 die Studie „Übersetzen, Überschreiben, Einverleiben. Verlaufsformen poetischer Rede“ (Klever Verlag). Die von ihr in Italien herausgegebene Anthologie „Ricostruzioni“ stellte Stimmen deutschsprachiger Gegenwartslyrik in monographischen Kapiteln vor (Scheiwiller, Mailand, 2011). Unterrichtstätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst Wien sowie Kuratorin von Festivals und Autorenbegegnungen. Im November 2021 erschien der Band „Pier Paolo Pasolini: Nach meinem Tod zu veröffentlichen. Späte Gedichte“ im Suhrkamp-Verlag.
Fabien Vitali, geboren in der Schweiz, lebt in Venedig, wo er an einem Projekt zur Erforschung der Literatur der Frühneuzeit arbeitet. Er studierte an den Universitäten Basel, Genf und Pisa. 2014 absolvierte er seine Promotion an der Scuola Normale Superiore in Pisa zum kritischen Nachlass von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Vitali hat wiederholt zu Pasolini gearbeitet („Vom Verschwinden der Glühwürmchen“, Laika, 2015). Jüngst hat er die Konversationen Pasolinis mit dem jüdischen Journalisten Gideon Bachmann transkribiert, übersetzt, ediert und ausführlich kommentiert („Pasolini-Bachmann: Gespräche 1963-1975“; Galerie der abseitigen Künste, 2022).
Das Programm der internationalen Tagung >>>
20.-22.10.2022
Das Gespräch „Wilde Heuristik“ mit Theresia Prammer und Fabien Vitali findet im Italienischen Kulturinstitut München statt.
Alle anderen Termine finden im Philologicum, Ludwig-Maximilians-Universität, Ludwigstraße 25, 80539 München statt.
Es sprechen:
Gabriella Angheleddu, Marco Antonio Bazzocchi, Stefano Brugnolo, Chiara Caradonna, Roberto Chiesi, Sara Codutti, Karl-Heinz Dellwo, Marijana Erstiƈ, Benjamin Fellmann, Lorenzo Gasparini, Bernhard Groß, Maria Moog-Grünewald, Angela Oster, Theresia Prammer, Cora Rok, Jörg Schwarz, Eleonora Verardi, Fabien Vitali, Cornelia Wild
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