Vor 70 Jahren, am 8. September 1943, verkündete Italien seine bedingungslose Kapitulation. Im deutsch besetztenItalien fielen zwischen 1943 und 1945 mehr als 70.000 Menschen dem
Partisanenkrieg zum Opfer, darunter auch etwa 10.000 Zivilisten, die
durch die Besatzer bei Massakern und Geiselerschießungen getötet wurden,
so geschehen in Sant‘ Anna di Stazzema, Civitella in Val di Chiana und
Marzabotto. Diese Ereignisse haben sich tief in das kollektive
Gedächtnis Nachkriegsitaliens eingeprägt. An diesen Verbrechen waren
auch Angehörige der Dachauer SS wie der Leiter der Wachtruppe Max Simon
beteiligt. Der Autor Carlo Gentile war ein Jahrzehnt lang als
Sachverständiger bei Kriegsverbrecherprozessen vor Gerichten tätig und
ist zuletzt durch seine Kritik an der Stuttgarter Oberstaatsanwaltschaft
bekannt geworden, die das letzte Verfahren gegen die Beschuldigten des
SS-Massakers in Sant’Anna di Stazzema 2012 eingestellt hat.
Lesung von Dr. Carlo Gentile
„Wehrmacht, Waffen-SS und Polizei im Kampf gegen Partisanen und Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945“
Begrüßung:
Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau
Ort: Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau, Pater-Roth-Straße 2a
Dr. phil. Carlo Gentile, wurde 1960 geboren. Er ist Historiker und
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Martin-Buber-Institut für Judaistik
der Universität Köln. Als Autor verfasste er zahlreiche Publikationen zu
Kriegsverbrechen, Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg und
Kriegsfotografie.
Er ist als Gutachter und Sachverständiger bei Strafverfahren wegen
Kriegsverbrechen in Deutschland, Italien und Kanada tätig. Seine letzte
Veröffentlichung: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien
1943–1945, Paderborn u.a. 2012.